Hotel & Gastro Union, Union Helvetia


Identifikation

Signatur:

Ar 575

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

1886-2001

Umfang:

10 m


Kontext

Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Berufsorganisation, gegründet am 6. Oktober 1886 in Luzern unter den Namen „Winkelried-Verein, Hülfs-Verein der schweizerischen Hôtelangestellten“; erste Ausgabe der Vereinszeitung „Winkelried-Verein, Organ der dienstbotlichen Hülfsgesellschaft“. Namensänderung 1887 in Union Helvetia. Zweck war „die geistige und moralische Hebung und Veredelung der Standesgenossen durch gegenseitige Belehrung“: Vereinsorgan war die Zeitung „Union Helvetia“. Eine entscheidende Ursache zur Gründung eines rein nationalen Berufsverbandes waren die Offensivbestrebungen von vorwiegend ausländischer Kontrolle unterstehenden internationalen Berufsverbänden zur Erschliessung des schweizerischen Arbeitsmarktes für gastgewerbliches Berufspersonal. Bereits in den ersten Jahren wurden, infolge des Fehlens jeder staatlichen Sozialfürsorge und Sozialversicherung Versicherungs- und Hilfskassen geschaffen und die Stellenvermittlung energisch an die Hand genommen. Die damals herrschende internationale Freizügigkeit führte zur Errichtung von Stützpunkten im Ausland.

Der Verein war anfänglich ausgesprochen wirtschaftsfreundlich. Die sozialpolitische Tätigkeit setzte mit der Wahl eines festbesoldeten Sekretärs ein, aber erst die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Ersten Weltkriegs rückten die Bedeutung der gastgewerblichen Organisation als kollektiven Interessenverband in den Vordergrund.

1890 beschloss die Delegiertenversammlung, die Union Helvetia in drei sich selbst verwaltende Landesverbände zu gliedern: Schweiz, Frankreich (bis 1911) und England (bis 1959); später kamen noch die USA und Kanada hinzu (bis 1964). 1892 wird erstmals ein vollamtlicher Generalsekretär angestellt (Hermann Bieder). Ab 1899 wurde eine fachtechnische Monatsbeilage herausgegeben („Hotelindustrie und Kochkunst“, später Zeitschrift „Hotellerie“). 1918 Beitritt zur Vereinigung Schweizerischer Angestelltenverbände (VSA). 1919 werden die Verbandsgrundsätze neu formuliert. Die Union Helvetia bezeichnet sich nun als „Zentralverband der schweizerischen Hotel- und Restaurantangestellten“. Neu dürfen weibliche Angestellte Mitglied werden und auch Ausländer können - mit Auflagen - mitmachen. Neuausrichtung (symbolträchtige Namensänderung in Schweizerischer Zentralverband der Hotel- und Restaurantangestellten. Im Jahr 2000 erfolgt die Namensänderung in „Hotel & Gastro Union“. 2009 Aufnahme des Schweizerischen Bäckerei-und Konditorei-Personal-Verbands (SBKPV) als fünfter Berufsverband.

Arbeitsrechtliches: 1919 konnte nach schwierigen Debatten und Streikdrohungen dank bundesrätlicher Intervention der erste Landes-Gesamtarbeitsvertrag ratifiziert werden; er war allerdings nur bis 1921 gültig und wurde danach nicht mehr erneuert wurde. Ab 1947 regelte der sog. Mehrstädte-Gesamtarbeitsvertrag die Arbeitsbedingungen der Branche in den grossen Städten (Zürich, Bern, Basel, Lausanne); dieser wurde 1954 durch den Mehrregionen-Gesamtarbeitsvertrag ergänzt. Ein Landes-Gesamtarbeitsvertrag im Gastgewerbe wurde dann erst wieder im Jahr 1974 unterzeichnet.

1909 gründete die Union Helvetia die „Schweizerische Hotelfachschule Luzern“ (SHL), die sich um die Ausbildung und Prüfung der Lehrlinge kümmerte und dafür eine paritätische Fachkommission, Vorläufer der Schweizerischen Fachkommission für Berufsbildung im Gastgewerbe SFG, ins Leben rief. 1909 startete die SHL mit 164 Auszubildenden. 1944 erfolgte der Kauf des Hotels Montana in Luzern, das anfänglich als Altersresidenz für pensionierte Köche dienen sollte.
Übernahmemodalitäten
Das historische Archiv der Hotel & Gastro Union (Union Helvetia) gelangte am 16.09.2014 ins Schweizerische Sozialarchiv; die Ablieferung wurde von Urs Masshardt, Geschäftsleiter, betreut.

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Der Bestand enthält Unterlagen und Protokolle der Gremien (Delegiertenversammlung, Generaldirektion, Verwaltungsausschuss, Geschäftsleitung, Stiftungsrat Sterbe- und Altersgeldkasse, Präsidentenkonferenz, Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission GRPK), Sekretariatsakten (u.a. betr. Rechtsschutz), Unterlagen zu den verbandseigenen Liegenschaften, Akten zur Hotelfachschule und zum Hotel Montana, Luzern, Unterlagen zu einzelnen Sektionen (Davos, Rigi, Bern, Meiringen), Akten zur Verbandsgeschichte sowie diverse Drucksachen (Kochbücher, Borschüren, Zeitschriften). Speziell hervorzuheben sind die umfangreiche Sammlung von Menükarten sowie der wertvolle Bildbestand.
Bewertung und Kassation
Kassiert wurden Dubletten und Mehrfachexemplare, einzelne Buchhaltungsunterlagen sowie Akten, die rein organisatorischen Zwecken dienten.
Neuzugänge
Es werden Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift
Unterlagen meist in deutscher, teilweise in französischer, italienischer, spanischer, portugiesischer und englischer Sprache

Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Bearbeitet von H. Villiger, S. Jantz (Rechtsschutzakten) und U. Kälin in den Jahren 2015 und 2016.