Pro Juventute, Stiftung Pro Juventute


Identifikation

Signatur:

Ar PJ

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

1912-2012

Umfang:

90 m


Kontext

Abgebende Stelle
Stiftung Pro Juventute, Thurgauerstrasse 39, 8050 Zürich
Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Die Stiftung Pro Juventute (PJ) wurde 1912 von der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (siehe SOZARCH Ar SGG u. SOZARCH Ar 474) gegründet. Sie bündelte die Arbeiten verschiedener privater Hilfsorganisationen für die Jugend. In der Anfangsphase stand die Hilfe für tuberkulöse Kinder im Vordergrund, später unterstützte sie Kinder aus Berggebieten, während des Zweiten Weltkriegs kriegsgeschädigte Kinder, vermittelte Ferienplätze und Kuraufenthalte sowie Ausbildungsstipendien. 1926 gründete die PJ das «Hilfswerk Kinder der Landstrasse», welche systematisch jenischen, fahrenden Familien die Kinder wegnahm und diese zu einer «sesshaften» Lebensweise zwang. 1973 wurde das Hilfswerk aufgrund medialen Drucks aufgelöst. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts verlagerte sich der Tätigkeitsschwerpunkt der Organisation hin zum Aufbau von Freizeit-, Spiel- und Ferieneinrichtungen. Seit den 1990er-Jahren betreibt die PJ telefonische Beratungsangebote. Nach 2000 trugen ihre Kampagnen verstärkt dem medialen Wandel Rechnung.

An der Spitze der Organisationsstruktur der PJ steht seit Beginn der Stiftungsrat. Bis 1996 stand diesem jeweils ein Bundesrat vor, was der Organisation in hohem Masse Autorität und Prestige verlieh. Eine Stiftungskommission leitete und kontrollierte die Arbeiten des Zentralsekretariats. Für die lokale Umsetzung der Programme und Angebote wie auch für die Mittelbeschaffung, traditionell dem Verkauf von Sondermarken mit Verkaufszuschlag, sorgten die Regional- und Bezirkstrukturen. Bei der Einführung des schulärztlichen Dienstes, der Schulzahnpflege, der Gesundheitserziehung und der Elternbildung spielte die PJ auf diese Weise eine bedeutende Rolle. Aufgrund finanzieller Probleme, unter anderem Folge des rückläufigen Markenverkaufs, sah sich die PJ 2009 gezwungen, die 187 Bezirke aufzulösen und die Strukturen der Stiftung grundlegend zu reorganisieren.
Bestandesgeschichte
Die Unterlagen der leitenden Gremien (des Stiftungsrats, der Stiftungskommission bzw. der Geschäftsleitung sowie des Zentralsekretariats) lagerten in der Zentrale der Organisation in Zürich. Die Unterlagen aus den Regional- und Bezirksorganisationen wurden nach ihrer Auflösung 2009 zusammengetragen. Damit konnte der gesamte Bestand örtlich konzentriert werden. Es fanden bisher weder interne Archivierung noch Übergaben an ein öffentliches Archiv statt.

Die Akten des «Hilfswerks Kinder der Landstrasse» befinden sich seit 1986 im Bundesarchiv (BAR) in Bern.
Übernahmemodalitäten
Die Unterlagen der Bezirke bzw. Kantonalsektionen gelangten am 14.11.2017 ins Schweizerische Sozialarchiv, die Akten des Zentralsekretariats bzw. der Geschäftsleitung wurden dem Schweizerischen Sozialarchiv im Juli 2018 übergeben. Von Seiten der Stiftung Pro Juventute wurden die Archivarbeiten von Urs Kiener betreut.

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Der erschlossene Aktenbestand der PJ umfasst gesamthaft rund 70 Laufmeter Akten und beinhaltet unter anderem Unterlagen zu folgenden Bereichen:

- Unterlagen der Entscheidungsgremien, u.a. Stiftungsrat, Stiftungskommission, Geschäftsleitung

- Unterlagen der Zentralsekretäre sowie die Dokumente der alphabetisch-thematischen Zentralregistratur

- Unterlagen zur internen Organisation (Jahresberichte, Statuten, Leitbilder, Reglemente etc.)

- hauseigene Zeitschriften und Publikationen (z.B. «Pro Juventute Info»)

- Unterlagen zur Mittelbeschaffung wie Marken-, Postkartenverkäufe sowie die zugehörige Überlieferung der Postkarten

- Unterlagen der Bezirks- und Regionalorganisationen der PJ, umfassen u.a. Protokolle, Reiseberichte, Zeitungsausschnitte und auf diese Weise interessante sowie vielfältige Einblicke in lokale Aktivitäten und Verhältnisse

- Projektunterlagen aus verschiedenen zeitlichen Phasen (u.a. «Telefon 147», «Aktion 7») in den Bereichen Mutter-Kind, Erziehung, Familie, Prävention und Gesundheit, Berufswahl etc.

- Unterlagen zu Freizeit-, Spiel-, Ferieneinrichtungen (Zürcher Gemeinschaftszentren, Robinsonspielplätze, Alpine Kinderklinik Davos, «Bosco della Bella», Twannberg, Autonomes Jugendzentrum Zürich, AJZ);

- Unterlagen zur Geschichte der Organisation, wie z.B. Jubiläen oder die Aufarbeitung der Geschichte des «Hilfswerks Kinder der Landstrasse»

- Unterlagen zu Kooperation- und Netzwerkarbeit in Bereichen Familien-, Jugend-, Freizeitpolitik wie zum Beispiel Vernehmlassungsstellungnahmen, Dokumente zu nationalen und internationalen Tagungen

- Unterlagen der ELRA (European Leisure and Recreation Association) aus den 1970er- und 1980er-Jahren. Die ELRA bildet zwar eine eigenständige Organisation, jedoch wurden die Unterlagen als singulär eingestuft, ausserdem war die PJ bei deren Gründung von grosser Bedeutung und übte Sekretariatsfunktionen für sie aus.
Neuzugänge
Es werden Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.

Sachverwandte Unterlagen

Verwandte Verzeichnungseinheiten
Jahresberichte, Zeitschriften: Schriftenreihen:
Veröffentlichungen

Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Die Bearbeitung der Unterlagen erfolgte 2018 durch fokus AG, Zürich, im Auftrag der Stiftung Pro Juventute. Simone Desiderato, Anne Frenkel, Daniel Kauz und Daniela Saxer führten die Arbeiten durch, seitens des Sozialarchivs Urs Kälin und Stefan Länzlinger.