Gewerkschaft Kultur, Erziehung und Wissenschaft (GKEW)


Identifikation

Signatur:

Ar 519

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

1968-1981

Umfang:

1.1 m


Kontext

Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Die Gründung der Gewerkschaft Kultur, Erziehung und Wissenschaft (GKEW) am 29. Januar 1972 geht auf eine Krise am Schauspielhaus Zürich im Jahr 1969 zurück. Damals opponierten bürgerliche Parteien gegen den neuen Spielplan und eine neue, mehrheitlich aus deutschen Staatsbürgern bestehenden Schauspieltruppe unter Peter Löffler („Ära Löffler“), die sich als progressiv und politisch verstand. Die konservative Opposition erfuhr nur verhaltenen Widerstand aus traditionellen Arbeiterorganisationen. Die betroffenen Schauspieler, Dramaturgen und Regisseure fühlten sich – von ihrem Anwalt zu einem Gewerkschaftsbeitritt ermuntert – in der bestehenden VPOD-Sektion der Bühnenkünstler nicht vertreten; man war gar der Meinung, dass diese Sektion Teil der Opposition sei. Daraus entstand der Wunsch nach einer Gewerkschaft der progressiven Schauspieler und deren Sympathisanten, die damals kaum gewerkschaftlich organisiert waren. Das Resultat war die Gründung der Gewerkschaft Kunst als Sektion im VPOD am 24. Januar 1970. Dass die Gewerkschaft innerhalb des VPOD gegründet wurde, führte sowohl zu inneren wie auch äusseren Spannungen und resultierte 1972 in der Abspaltung vom VPOD und Zusammenführung mit der kurz zuvor gegründeten Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft.

Anfänglich hatte die GKEW rund 300 Mitglieder und die Aktivitäten beschränkten sich im Wesentlichen auf Zürich. Markante Themen der Blütezeit der GKEW Mitte der 1970er-Jahre waren die Berufsverbote bei Lehrern, die Diktaturen in Griechenland, Chile und Spanien, die 40-Stunden-Woche-Kampagne, die Anti-AKW-Bewegung oder die Vernetzung von Organisationen im Kulturbereich. Die Hauptziele waren der Schutz derjenigen, die aufgrund ihrer fortschrittlichen Einstellung gefährdet waren, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Weiterbildung nach innen und aussen, vor allem in der Arbeiterbewegung, Kampf für fortschrittliche Kultur- und Bildungspolitik, Förderung aller auf diesen Gebieten entstehenden Projekten und eine Zusammenarbeit mit allen Organisationen mit ähnlichen Zielen.

Im letzten Drittel der 70er Jahre wurde das Engagement der Mitglieder aber immer spärlicher und die Finanzen knapp. 1980 versuchte die GKEW noch eine Reihe von „kulturellen Diskussionsabenden über den gegenwärtigen Stand der alternativen und linken Kultur“ auf die Beine zu stellen, doch der Jahresbericht 1980 bewertete dieses Ansinnen als einen „Schlag ins Wasser“. Daraus schloss der Vorstand, dass auch eine regionale oder gar überregionale Kulturkonferenz utopisch sei. Der Vorstand folgte der ausserordentlichen Generalversammlung 1980 in deren Einschätzung, dass damit „die Grundlage eines Weiterbestehens der GKEW in der jetzigen Form nicht mehr gegeben“ sei. Die letzte Generalversammlung mit der Auflösung der GKEW fand am 13. Juni 1981 statt. In den Dokumenten vor dieser GV und auch in Austrittserklärungen danach wird erwähnt, dass einige Unentwegte unter einem anderen Namen weitermachen wollten. Aus den vorliegenden Unterlagen kann dazu aber keine Aussage gemacht werden, denn die Dokumentation endet vornehmlich vor der GV. Die Gewerkschaft scheiterte letztlich an ihren hohen und widersprüchlichen Ansprüchen, die letztlich nur von Wenigen getragen wurden. Sie hatte zu keiner Zeit mehr als 500 Mitglieder.
Bestandesgeschichte
Bis zum Zeitpunkt der Übernahme durch das Schweizerische Sozialarchiv wurden die Unterlagen an der Quellenstrasse im Zürcher Industriequartier aufbewahrt.
Übernahmemodalitäten
Die Übergabe der Akten erfolgte am 16.01.2013. Die Übergabe wurde betreut von Brigitte Walz-Richter

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Mehr oder weniger vollständiges Gewerkschaftsarchiv; vorhanden sind Gremien- und Sekretariatsakten (Protokolle, Korrespondenz, programmatische Texte, Rundschreiben, Drucksachen u.Ä.), die Unterlagen der Fach- und Regionalgruppen, Akten nahe stehender Organisationen und diverse Drucksachen. Speziell hervorzuheben sind die Vorgründungsakten 1970-1971 sowie die Unterlagen zur Mitgliederumfrage von 1978.
Bewertung und Kassation
Kassiert wurden Mehrfachexemplare, Buchhaltungsunterlagen und Belege, Einzelnummern der Zeitschrift GKEW Info, sowie Unterlagen, die rein administrativen Zwecken dienten.
Neuzugänge
Es werden keine Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift
Unterlagen in deutscher Sprache

Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Der Bestand wurde im März 2013 von H. Villiger bearbeitet.