Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Das Kinderfreundeheim Mösli in der Nähe der Felsenegg auf dem Albis bei Zürich wurde 1931 aus Kreisen der Zürcher Arbeiterbewegung errichtet, um Arbeiterkindern Erholung in der freien Natur zu ermöglichen. Zu den Hauptinitianten gehörte der Lehrer und Theaterpädagoge Gerold Meyer (1900-1990).. Zum Haus gehören ein Schwimmbassin mit eigenem Quellwasser und einem zugehörigen Biotop, eine grosse Spielwiese, sowie ein Stück Wald. Das pädagogische Konzept des Mösli erklärte Gerold Meyer anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums folgendermassen: „(Das Mösli, UK) will in erster Linie Kinderland sein, indem es denLebensnotwendigkeiten des Kindes nachspürt und ihnen gerecht wird. Es will ganz dem Kinde in seinem körperlichen und seelischen Wachstum dienen (aber nicht bedienen und verwöhnen!). Es will ihm eine leicht überbrückbare Umgebung und eine freie, in sich geschlossene Kinder- und Erzieher-(Helfer-)Gemeinschaft geben, in der es die guten und schlimmen Folgen seines Tuns erkennen und daraus lernen kann. Die Kinder wachsen hier in alle ihnen zumutbaren lebenswichtigen Arbeiten hinein; man nimmt sie ihnen nicht ab, sondern lässt sie selber das richtige Verhältnis zur Arbeit gewinnen. Sie wachsen also regelrecht in Verantwortung und Pflichterfüllung hinein. Sie erhalten Gelegenheit zu sinnvoller, konstruktiver Betätigung, was dem heutigen Stadtkind so oft mangelt. Sie dürfen bauen und die Fragwürdigkeit des Zerstörens erfahren. Sie leben naturverbunden und werden Beschützer der Natur. (...) Im Kinderland sollen sie aktiv und passiv Rücksichtnahme und Freundschaft erleben. Zum Wertvollsten gehört hier das natürliche Zusammenleben und Zusammenwirken der Geschlechter, das gegenseitige Achtung und Hilfsbereitschaft erzeugt. So werden Wege frei zu Anerkennung und Überbrückung von Gegensätzen, auch in rassischer und nationaler Beziehung.“
Die Epoche des Faschismus, der Stalinismus und der Zweite Weltkrieg warfen die sozialistische Reformpädagogik in Mittel- und Westeuropa stark zurück, in einigen Ländern war sie zerschlagen. Nach 1945 versuchten engagierte Pädagoginnen und Pädagogen mit veränderten, angepassten Konzepten den Wiederaufbau. Wichtig wurde die Bewältigung der Kriegsfolgen. Im Mösli fanden ab 1946 mehrere internationale Treffen statt, initiiert vom LASKO, teilweise auch unter dem Patronat des Schweizerischen Roten Kreuzes oder des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks. So wurden italienischen Kindergärtnerinnen, die in faschistischen Konzepten geschult waren, der Zugang zu einer demokratischen Pädagogik ermöglicht. Deutsche und oesterreichische Teilnehmende fanden nach „den 12 toten Jahren“ der inneren Emigration und der Isolation wieder Anschluss an sozialistische Erziehungskonzepte.
Bereits 1938 wurde der Freundeskreis Mösli als Unterstützungs- und Förderverein gegründet, um die ständigen finanziellen Sorgen zu lindern. Der Freundeskreis war aber auch der Träger vieler Möslifeste und Jubiläumsfeiern. Mit den „Bergsunntige“ und Wasserfesten in den vierziger Jahren, mit einem Möslispiel oder Kasperlitheater im Zürcher Volkshaus, mit Ausstellungen an Jubiläen wurde versucht, das Mösli in der Arbeiterbewegung Zürichs bekannt zu machen und neue Freunde zu gewinnen. Nach einem Unterbruch in den siebziger und achtziger Jahren wurde der Freundeskreis 1990 wiederbelebt. Seither hat er die alten Funktionen wieder ausgeübt. Mit Bildungswochenenden und Herbstfesten (die letzteren seit 1998 in enger Zusammenarbeit mit den Zürcher Falken) hat er viel dazu beigetragen, das Haus wieder mit eigenen Aktivitäten zu beleben. Seit 1996 gibt der Freundeskreis das Mösliblatt heraus. Träger des Kinderfreundeheims ist seit 1988 eine Stiftung. Dadurch wird das Haus seinem Zweck als Haus für Kinder und junge Familien erhalten. Der Stiftungsrat ist für die bauliche und finanzielle Entwicklung zuständig. Er soll das Mösli im Sinn und Geist seiner Gründer in die Zukunft führen.