Identifikation
Signatur:
Ar 465
Entstehungszeitraum / Laufzeit:
1968-2007
Umfang:
8.8 m
Kontext
Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Die Frauenbefreiungsbewegung (FBB) Zürich wurde offiziell 1969 gegründet und 1988 aufgelöst. Die späteren FBB-Frauen traten erstmals im November 1968 in Aktion, und zwar an der Jubiläumsveranstaltung des Frauenstimmrechtsvereins. In den Anfängen wurden alle Entscheide basisdemokratisch gefällt. Durch den grossen Ansturm an Frauen wurde aber schon bald ein Vorstand geschaffen. Am 1. Juli 1974 eröffnete die FBB Zürich das erste Frauenzentrum (FZ) der Schweiz an der Lavaterstrasse 4, 1980 folgte der Umzug an die Mattengasse 27, wo es bis heute in Betrieb ist. 1985 wurde der „Verein Autonomes Frauenzentrum“ (AFZ) gegründet, der, anstelle der FBB, die Trägerschaft des Frauenzentrums übernahm. In der FBB entstanden schon früh zahlreiche Arbeitsgruppen, die teilweise unabhängige Vereins- oder Genossenschaftsstrukturen entwickelten. Schon am 2. Juli 1970 entstand aus einer FBB-Arbeitsgruppe der „Verein Experimentierkindergarten Zürich“. Im FZ an der Lavaterstrasse arbeiteten die INFRA (1972-1997), die Homosexuelle Frauengruppe (HFG, 1974-1980), die Fraue-Zitig (ab 1975 bis heute) und aus der Arbeitsgruppe „Gewalt gegen Frauen“ ging das Frauenhaus zum Schutz misshandelter Frauen hervor. An der Mattengasse 27 wurden verschiedene neue Projekte gegründet wie das Restaurant Pudding Palace, die Frauen-Lesben-Bibliothek (schema-f), die Rechtsberatung, die Genossenschaft Frauen-Ambulatorium (1982-2001), das Nottelefon für vergewaltigte Frauen, die Lesbengruppe Floh, eine Architektinnengruppe, die Frauengruppe aus dem AJZ, die Kulturgruppe Kuss sowie Ende der 1980er Jahre der Verein für Selbstverteidigung und die Lesbenberatung, ferner die Velowerkstatt, der Musikraum sowie eine breite Palette von Veranstaltungen.
Informationsstelle für Frauen (INFRA), 1972-1997: Im September 1972 eröffnete die Arbeitsgruppe „Sexualität und Aufklärung“ der FBB die Informationsstelle für Frauen, kurz: Infra. Zuerst in den Räumlichkeiten des Friedensrates an der Gartenhofstrasse, dann im Frauenzentrum an der Lavaterstrasse und später an der Mattengasse bot die Infra unentgeltliche Beratungen zu Schwangerschaftsabbruch, Verhütung, allgemeine und alternative Medizin, Erziehung sowie allgemeine rechtliche Themen an.
Homosexuelle Frauengruppe (HFG), 1974-1980: Die HFG entstand aus der Frauengruppe der HAZ, wurde aber auf Flugblättern oft als eine Arbeitsgruppe der FBB aufgeführt und arbeitete im Koordinationsrat der FBB mit. Ab 1974 war die HFG im Frauenzentrum eingemietet. Sie gab die Zeitschrift „Lesbenfront“ (später: Frau ohne Herz beziehungsweise „die“ heraus, organisierte die Disco „Rapunzel“ und gründete den Frauenbuchladen und den Verein Frauen machen Musik (FramaMu). Nicht wenige Frauen waren sowohl in der FBB als auch in der HFG organisiert. 1980 löste sich die HFG zugunsten der FBB auf.
Bestandesgeschichte
Der Bestand wurde im Jahr 2007 im Rahmen eines Quellensicherungsprojektes des Schweizerischen Sozialarchivs von Angela Zimmermann systematisch zusammengetragen.
Übernahmemodalitäten
Die Unterlagen zur Frühzeit der FBB stammen aus privaten Beständen; die Provenienzen sind im Verzeichnis ersichtlich. Die Quellen ab den späteren 1970er Jahren stammen aus dem Archiv des Frauenzentrums an der Mattengasse in Zürich. Die Unterlagen wurden dem Schweizerischen Sozialarchiv am 30. November 2007 übergeben. Kleinere Ergänzungen wurden Anfang 2008 nachgeliefert. Eine Nachlieferung im Umfang von 3.8 laufenden Metern erfolgte im Herbst 2012. Darunter finden sich insbesondere Unterlagen zu Beratungen und zahlreiche Krankengeschichten. Die Akten der Nachlieferung 2012 unterliegen zum grossen Teil den unten erwähnten Benutzungsbeschränkungen.
Inhalt und innere Ordnung
Form und Inhalt
Neben den FBB-Unterlagen privater Herkunft enthält der Bestand auch die Akten des "Vereins autonomes Frauenzentrum" (AFZ) und der "Genossenschaft Frauen-Ambulatorium" (1982-2001) der Frauenbefreiungsbewegung sowie Unterlagen zur Frauen-Lesben-Bibliothek schema-f. Zu erwähnen ist ferner der umfangreiche Bestand an audio-visuellen Quellen und Objekten.
Die unten aufgeführten Zeitschriften der Frauen-Lesben-Bibliothek (schema-f) können über swisscovery bestellt werden.
Bewertung und Kassation
Es wurden nur ganz wenige Kassationen vorgenommen. Ausgeschieden wurden einzelne Unterlagen des Frauenzentrums, nämlich Buchhaltungsjournale sowie die Finanzanträge 1994.
Neuzugänge
Es werden Neuzugänge erwartet.
Zugangs- und Benutzungsbedingungen
Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs grundsätzlich ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar. Ausnahmen gelten für gewisse Unterlagen des Frauenambulatoriums sowie für die Kopien der Staatsschutzakten. Diese Unterlagen, die unter dem Aspekt des Daten- und Persönlichkeitsschutzes nicht unproblematisch sind, werden im Findmittel nicht ausgewiesen. Eine Einsichtnahme zu wissenschaftlichen Zwecken ist auf Gesuch hin möglich.
Sprache/Schrift
Unterlagen in deutscher Sprache
Sachverwandte Unterlagen
Verwandte Verzeichnungseinheiten
Ar 437: Frauen/Lesben-Archiv
Ar 201.88: Radikalfeministinnen Bern/Freiburg
Ar 55: OFRA Schweiz
[Unterlagen der FBB im Umfang von 0.2 Laufmetern (Zeitraum: 1973-1995) befinden sich im Archiv zur Geschichte der schweizerischen Frauenbewegung (Gosteli-Stiftung) in Worblaufen, BE; CH Gosteli 153.]
Veröffentlichungen
Judith Bucher u. Barbara Schmucki: FBB. Fotogeschichte der Frauenbefreiungsbewegung Zürich, Zürich 1995
Frauen im Zentrum. Fotos und Texte zu 30 Jahren Frauenzentrum Zürich, Bern 2005
Frauenzentrum Zürich, Frauenbulletin, Nr. 2 (1976)
Verein Autonomes Frauenzentrum, Jahresbericht, 1992-1997
FRAUeZitig [Zeitschrift der Frauenbewegung], Zürich 1975- (ab 1995: FRAZ)
Verzeichnungskontrolle
Informationen der Bearbeiter*in
Die Verzeichnung des FBB-Bestandes erfolgte Anfang 2008 durch Mitarbeitende der Firma fokus AG. Für die Ordnungs- und Erschliessungsarbeiten konnten sich die Bearbeiter auf die wertvollen Vorarbeiten von Angela Zimmermann stützen. Die Nachlieferung 2012 wurde von Sabine Braunschweig bearbeitet.