Gruppe für eine Schweiz ohne Armee GSoA (GSsA, GSsE)


Identifikation

Signatur:

Ar 452

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

1973-2015

Umfang:

4.7 m


Kontext

Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee GSoA (Groupe pour une Suisse sans Armée GSsA, Grupo per una Svizzera senza Esercita GSsE) wurde am 12. September 1982 mit dem Ziel gegründet, „eine oder mehrere Initiativen zur Abschaffung der Schweizer Armee“ zu lancieren. Die rund 100 GründerInnen stammten aus dem Umfeld der Juso, der Friedensbewegung, der RML, der religiös-sozialen Bewegung und der Jugendbewegung.

Die erste Abschaffungsinitiative gelangte 1989 an die Urne und erreichte nach einem bewegten Abstimmungskampf 35.6 Prozent Zustimmung. Dieses überraschend hohe Resultat beeinflusste die nachfolgenden Reformen der Schweizer Armee und war Ausdruck eines markanten Bedeutungsverlusts des Militärs in der Gesellschaft.

1992 reichte die GSoA eine zweite Volksinitiative ein, welche den Kauf von neuen F/A-18-Kampfflugzeugen für die Schweizer Armee verhindern wollte. Obwohl die Unterschriftensammlung mit rund 500'000 in nur einem Monat gesammelten Unterschriften die erfolgreichste in der Schweizer Geschichte war, wurde das Anliegen an der Urne wiederum verworfen (57 Prozent Ja-Stimmen für die Beschaffung der F/A-18).

Mitte der 1990er Jahre engagierte sich die GSoA gegen den Krieg im ehemaligen Jugoslawien, sowohl durch die Unterstützung verschiedener Organisationen (Antiratna Kampanja Hrvatska, Peace Institute Ljubljana, OTPOR) wie auch mit eigenen Friedenserziehungs- und Wiederaufbauprojekten.

1996 beschloss die Mehrheit der GSoA, eine zweite Abschaffungsinitiative sowie eine Initiative für einen freiwilligen zivilen Friedensdienst zu lancieren. Dies führte zu einem Bruch mit einigen Exponenten der Gründungszeit, darunter Andi Gross und Adrian Schmid. Die beiden Initiativen wurden 2001 vom Volk mit mehr als 75 Prozent Nein-Stimmen verworfen.

1999 beteiligte sich die GSoA an der Unterschriftensammlung für die Initiative für einen UNO-Beitritt der Schweiz, welche 2002 angenommen wurde. Im Jahr 2000 ergriff die GSoA das Referendum gegen eine Revision des Militärgesetzes, mit der bewaffnete Auslandeinsätze der Schweizer Armee erleichtert werden sollten. Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen und einer tiefen Spaltung der friedenspolitischen Linken. Das neue Militärgesetz wurde schliesslich äusserst knapp angenommen. 2002 organisierte die GSoA zivile Friedensmissionen nach Israel/Palästina. Während der Proteste gegen den Krieg im Irak 2003 war die GSoA eine der tragenden Organisationen der Demonstrationen und Aktionen. Im Jahr 2006 lancierte die GSoA eine Volksinitiative für ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten. Ende 2006 zählte die GSoA rund 20'000 Mitglieder und SympathisantInnen (Sekretariate in Zürich, Bern, Basel und Genf; Regionalgruppen in weiteren Städten der Schweiz).

Namen: Roman Brodmann, Andreas "Andi" Gross, Marc Spescha, Adrian Schmid, Peter "Pierre" Sigerist, Bruno Kaufmann, Sascha Buchbinder, Gisela Hürlimann, Leo Boos, Josef "Jo" Lang, Renate Schoch, Jürg Wiedemann, Roland Brunner, Nico Lutz, Hans Hartmann, Stefan Luzi.
Übernahmemodalitäten
Die Akten wurden dem Schweizerischen Sozialarchiv im Frühling 2007 aus dem Sekretariat der GSoA an der Quellenstrasse 25 in Zürich übergeben. Eine umfangreichere Nachlieferung erfolgte im Sommer 2019; diese Akten sind unter der Signaturgruppe Ar 452.65 verzeichnet.

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Der Bestand enthält: Protokolle, Korrespondenz, Drucksachen, Akten zu Projekten, Initiativen und Aktionen der GSoA Schweiz und diverser Regionalgruppen. Buchhaltungsunterlagen, Akten nach 2001 sowie Plakate blieben im Sekretariat der GSoA an der Quellenstrasse 25 in Zürich. Weitere Akten der GSoA Schweiz befinden sich im GSoA-Sekretariat an der Neubrückstrasse 17, Bern.

Das Foto- und Audioarchiv der GSoA wurde ins Bildarchiv des Schweizerischen Sozialarchivs integriert.
Bewertung und Kassation
Kassiert wurden Dubletten und Mehrfachexemplare.

Aus der Nachlieferung 2019 wurden einige Dokumente der Bibliothek des Schweizerischen Sozialarchivs übergeben:

- Une Suisse sans armée: Organe d’échanges et de Débats du Groupe pour une Suisse sans armée, No. 1/1986, No. 1/1988, No. 2/1989-No. 114/2018 [lückenhaft]; Signatur: SOZARCH D 3192/F1 und D 3192/F2

- Una Svizzera senza esercito: Organo di informazione di dibattito de Gruppo per una Svizzera senza esercito e per una politica globale di pace, maggio 1989-settembre 2001 [lückenhaft]; Signatur: SOZARCH D 3192/ I

Ferner gelangten auch aus der Nachlieferung die audiovisuellen Dokumente in die Abteilung Bild + Ton des Sozialarchivs.
Neuzugänge
Es werden Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Für ein einzelnes Dossier mit Unterlagen zu Sponsorinnen und Sponseren der Kampagnen von 1989 und 1990 gelten spezielle Benutzungsbestimmungen; Einsichtnahme ist nur mit dem Einverständnis des GSoA-Sekretariats möglich. Ansonsten ist der Bestand im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift
Unterlagen in deutscher, französischer und italienischer Sprache

Sachverwandte Unterlagen

Verwandte Verzeichnungseinheiten
Veröffentlichungen

Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Der Bestand wurde im Januar 2007 von Andreas Weibel geordnet und verzeichnet. Die Nachlieferung 2019 wurde im Herbst 2019 von H. Villiger und U. Kälin bearbeitet.