Identifikation
Signatur:
Ar 148
Entstehungszeitraum / Laufzeit:
1898-1963
Umfang:
1.1 m
Kontext
Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Marino Bodenmann wurde am 18. September 1893 als Sohn eines Schuhmachers in Fiesch geboren. Nach der Schulzeit arbeitete er zunächst im grossväterlichen Bergbauernbetrieb. Nach 1910 war er u.a. als Kellner in Italien und als Uhrenarbeiter im Jura tätig. Während des Ersten Weltkriegs lebte Bodenmann in Grenchen und trat dort der Sozialistischen Jugend bei. 1919 nahm er am Gründungskongress der Kommunistischen Jugendinternationalen in Berlin teil. Im gleichen Jahr wurde er von der Komintern nach Rom delegiert, dort verhaftet und ausgewiesen. Bodenmann gehörte 1921 zu den Gründungsmitgliedern der Kommunistischen Partei der Schweiz und war zwischen 1921 und 1930 und nochmals nach 1936 Parteisekretär. Er gehörte dem Zentralsekretariat der KPS an und war Delegierter an Konferenzen der Komintern. Er galt als Spezialist für Organisationsfragen, schied aber 1930 wegen "Opportunismus" aus der engeren Parteileitung aus. Zwischen 1935 und 1939 war er Redaktor der KP-Organe „Kämpfer“ und „Freiheit“. Bodenmann hatte in Basel und Bern politische Aemter inne und war Nationalrat (1934-1939, 1953-1959). 1944 war er Gründungsmitglied der PdA. Marino Bodenmann gilt als einer der führenden Journalisten und Politiker der kommunistischen Linken der Schweiz. Er verstarb am 8. März 1964 in Ascona.
Übernahmemodalitäten
Der Nachlass wurde dem Schweizerischen Sozialarchiv im November 2000 von Urs Grässlin übergeben. Im März 2017 wurden dem Sozialarchiv diverse Mitgliedsbücher, Mitgliedskarten und einzelne Passdokumente übergeben (V. Grässlin-Bodenmann, Ascona).
Inhalt und innere Ordnung
Form und Inhalt
Der Nachlass enthält u.a. Biographisches, Manuskripte (Reden, Artikel, Geschichtliches zur schweizerischen Arbeiterbewegung) und Zeitungsausschnitte 1922-1963, Korrespondenz 1920-1963, Dossier Franz Welti (1879-1934) mit Fotografien, Unterlagen zu juristischen Auseinandersetzungen und Rechtsverfahren (Ehrverletzungs- und Verleumdungsklagen) 1940-1957, Unterlagen zum „Kommunistenprozess“ gegen E. Woog, L, Nicole, F. Graisier und K. Hofmaier (1943), Fotodokumente. Im Weiteren enthält der Nachlass zahlreiche in- und ausländische Broschüren und Kampfschriften (KPS 1916-1944, PdA 1944-1961, SPS 1916-1954, SGB/Gewerkschaften 1922-1961, RGO, Kommunistische Internationale etc.). Diese Drucksachen wurden der Abt. Bibliothek übergeben.
Bewertung und Kassation
Kassiert wurden Dubletten und Mehrfachexemplare. Zum Bestand gehörten ferner sieben Archivschachteln mit Broschürenliteratur: Kommunistische Partei der Schweiz KPS, Partei der Arbeit der Schweiz PdAS, Sozialdemokratische Partei der Schweiz SPS, Bürgerliche Publikationen, In- und ausländische Quellenschriften. Diese Publikationen wurden teils in den Bibliotheks- und teils in den Dokumentationsbestand (KS) integriert.
Neuzugänge
Es werden keine Neuzugänge erwartet.
Zugangs- und Benutzungsbedingungen
Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift
Unterlagen in deutscher Sprache
Sachverwandte Unterlagen
Verwandte Verzeichnungseinheiten
Ar 140: Nachlass Edgar Woog
Ar 198.43: Kirschbaum, Familie
Veröffentlichungen
P. Huber, Stalins Schatten in die Schweiz. Schweizer Kommunisten in Moskau: Verteidiger und Gefangene der Komintern, Zürich 1994
B. Studer, Un parti sous influence, Lausanne 1994
Kurzbiographie in: A. Rauber: Formierter Widerstand. Geschichte der kommunistischen Bewegung in der Schweiz 1944-1991, Zürich 2003
Verzeichnungskontrolle
Informationen der Bearbeiter*in
Die Bearbeitung erfolgte im Herbst 2002.