Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Max Tobler, 3.6.1876-14.4.1929, in gutbürgerlicher St. Galler Familie aufgewachsen, Zoologiestudium in Genf, Dissertation über eine neuseeländische Schnecke, wissenschaftlicher Aufenthalt in Neapel, Assistent an der Universität Giessen. 1903 Niederlassung in Zürich, Eintritt in die SP. Wohnte 10 Jahre lang in derselben Wohnung wie der 2 Jahre ältere Fritz Brupbacher. Politisch lagen die beiden immer etwa auf derselben revolutionär-syndikalistischen Linie. 1905 Mitbegründer der Antimilitaristischen Liga, 1906 Mitarbeiter bei der „Polis“, Monatszeitschrift für sozialistische Intellektuelle. Als Referent in der Arbeiterbildung aktiv, insbesondere im Bildungsverein „Eintracht“, wo er seine Frau, Minna Tobler-Christinger kennenlernte. Nach der Volksrecht-Zeit studierte Tobler Medizin. Arzt von 1914-1929. Wachsende Enttäuschung über die Sozialdemokratie, Mitglied der „Schwänli-Gruppe“, Mitarbeit am „Revoluzzer“, nach der Spaltung 1921 auf der Seite der Kommunisten, aber nicht Parteimitglied. Präsident der „Roten Hilfe“, Mitarbeit beim „Kämpfer“, viele Kontakte zu europäischer Prominenz (Erich Mühsam, James Guillaume, Hermann Hesse, Marianne von Werefkin, Clara Zetkin u.a.). fieberhafte politische Aktivität, starb an Krebs.
Minna Tobler-Christinger, 1886-1936, aufgewachsen in einer bürgerlichen Familie aus Diessenhofen TG. Eine der ersten Ärztinnen der Schweiz. Näherte sich der sozialistischen Bewegung durch ihr Engagement für Frauenanliegen. Redaktorin des „Revoluzzer“ (mit Hans Heinrich Itschner, Fritz Brupbacher und Max Tobler); Mitarbeit an der Zeitschrift „Vorkämpferin“, später an der Zeitschrift „Arbeitende Frau“. Seit 1921 Mitglied der KPS. Nahm beim Ausschluss Trotzkis aus der KPdSU wie Max Tobler und Fritz Brupbacher eine kritische Haltung ein, verblieb jedoch in der Partei. Engagierte sich ab 1933 für deutsche Flüchtlinge, die sie in ihrem Haus am Zürichberg aufnahm (gemeinsam mit Elisa Brennwald-Klaesi). Freundschaft mit Willi Münzenberg.
Übernahmemodalitäten
Der Bestand wurde dem Schweizerischen Sozialarchiv von Herrn Dr. med. Rudolf Tobler, Sohn von Max und Minna Tobler-Christinger, im Herbst 1997 übergeben. Die im Sozialarchiv bereits vorhandene Autobiographie, Jugend bis zum Englandaufenthalt im Jahre 1900, wurde in diesen Bestand integriert. Die Bearbeitung erfolgte in den Monaten Oktober und November 1997 (K. Pfenninger, U. Kälin). Einige Dubletten wurden kassiert; wenige Dokumente wurden in andere Bestände des Sozialarchivs integriert.
Verwandte Verzeichnungseinheiten
Ar 101: Nachlass Fritz Brupbacher
Ar 2: Arbeiterunion Zürich, Gewerkschaftskartell Zürich
Die Tagebücher von Minna Tobler-Christinger für die Jahre 1913-1918 und 1927 gelangeten 1999 mit den Archivalien der von Theo Pinkus gegründeten Studienbibliothek zur Geschichte der ArbeiterInnenbewegung in die Zentralbibliothek Zürich. Sie werden dort unter der Signatur SGA Ar. 23 aufbewahrt.