Verein Shedhalle


Identifikation

Signatur:

Ar 711

Entstehungszeitraum / Laufzeit:

1983-2012

Umfang:

6.9 m


Kontext

Abgebende Stelle
Verein Shedhalle, Seestrasse 395, 8038 Zürich
Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben
Die Shedhalle ist ein Ausstellungsraum auf dem Gelände der Roten Fabrik, die 1972 nach mehrmaligem Besitzerwechsel und zeitweiligem Leerstand von der Stadt Zürich erworben wurde. 1977 beauftragte das Stimmvolk den Zürcher Stadtrat, eine Vorlage zur Nutzung der Roten Fabrik als Kultur- und Freizeitzentrum auszuarbeiten. Drei Jahre später beschleunigten die Jugendunruhen die Entstehung des alternativen Kulturzentrums «Rote Fabrik».

Der Ausstellungsraum Shedhalle wurde 1985 von Trakt B gegründet, dem 1982 gegründeten Verein der Künstler*innen mit Ateliers in der Roten Fabrik. Als ortsansässige Künstler*innen waren sie im etablierten Kunstsystem untervertreten. Mit dem Gewinn der Abstimmung für die Rote Fabrik als Kulturzentrum Ende 1987 machte die Stadt die Unabhängigkeit zur Bedingung, weshalb im Frühjahr 1988 der Verein Shedhalle gegründet wurde und feste Stellen für Kurator*innen und Geschäftsleitung einrichtete.

Anfang 1994 wurde das programmatisch Konzept der Shedhalle grundlegend geändert. Übergeordnetes Ziel war es, das Programm für unkonventionellere Formen der Kunstvermittlung und für interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Organisationen zu öffnen.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollte das Team aus Mitarbeiter*innen zusammengesetzt werden, die bereits an der Schnittstelle von Kunst, diskursivem Vorgehen und politischem Engagement arbeiteten. Im Rahmen einer kommunikativen und egalitären Arbeitsphilosophie wurde das Kuratorium in betriebliche und die Geschäftsleitung in kuratorische Belange einbezogen. Das Kuratorium wurde des weiteren mit zwei bis drei gleichgestellten im Kollektiv arbeitenden Kurator*innen besetzt. Gleichzeitig galt es, den herkömmlichen Kunstbegriff zu überprüfen und ihm Alternativen entgegenzusetzen. So wurde die Ausstellung «Nature™» (1995) als Verkaufsmesse inszeniert, auf der sich künstlerische, soziale und politische Projekte vorstellen konnten. Ein Projekt zu Pornographie und Prostitution, «Gewerbeschein Künstlerin» (1995), widmete sich dem Zusammenhang von kommerziellen Werbestrategien und Pornographie/Prostitution sowie der Auseinandersetzung mit diesem Themen innerhalb des «Betriebssystems Kunst». Im Projekt «8 Wochen Klausur» (1994) wurde die Shedhalle zum Arbeitsplatz für eine Gruppe von Künstler*innen/Aktivist*innen, die sich konkret in die Zürcher Drogenpolitik einmischte. Kunst sollte in diesem Zusammenhang effektive Beiträge zu aktuellen Themen liefern und sich nicht von jeglicher sozialer und politischer Realität abkapseln.

Mit ihrem Programm verschaffte sich die Shedhalle grosse internationale Beachtung und wurde zu einem wichtigen Referenzpunkt für eine experimentelle, gesellschaftskritische zeitgenössische Kunstpraxis.
Übernahmemodalitäten
Die Unterlagen gelangten am 16.06.2022 ins Schweizerische Sozialachiv. Die Ablieferung wurden von M. Haltiner und M. Hiltbrunner betreut.

Inhalt und innere Ordnung

Form und Inhalt
Der Bestand umfasst einerseits die unvollständigen Vereinsakten, andererseits die umfangreiche Ausstellungsdokumentation. Die Gremienunterlagen werden nach wie vor auf der Geschäftsstelle aufbewahrt. Die Plakatsammlung, die einige wenige Lücken aufweist, wurde der Abteilung Bild+Ton des Schweizerischen Sozialarchivs übergeben. Die Plakate sind nach Jahrzehnten geordnet und sollen in den nächsten Jahren digitalisiert werden.

Die Ausstellungsdokumentation bestand aus einer Archivserie und aus einer Dokumentationsserie in Projektordnern. Die Projektordner waren explizit für die Benutzung durch BesucherInnen und JournalistInnen vorgesehen und enthielten vor allem publiziertes Material zu den Projekten (Flyer, Leporello, Publikationen), Zeitungsartikel und Bildmaterial. Michael Hiltbrunner hat das in der Dokumentation vorhandene Bildmaterial und weitere archivwürdige Dokumente identifiziert und in die Archiv-Serie integriert. Im Übrigen wurde die vorhandene Ordnung der Unterlagen weitgehend beibehalten.

Eine 2024 ins Schweizerische Sozialarchiv gelangte Nachlieferung wurde unter der Signaturgruppe Ar 711.25 erfasst.

Im Dezember 2024 wurde das bisher im Archivbestand befindliche Bildmaterial herausgenommen mit dem Ziel, es zu digitalisieren und ab Sommer 2025 digital zugänglich zu machen.
Bewertung und Kassation
Noch direkt vor Ort in der Roten Fabrik wurden wenige, verzichtbar scheinende Dokumentationsbestände und diverse Mehrfachexemplare kassiert.
Neuzugänge
Es werden keine Neuzugänge erwartet.

Zugangs- und Benutzungsbedingungen

Zugangsbestimmungen
Der Bestand ist im Lesesaal des Schweizerischen Sozialarchivs ohne Benutzungsbeschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift
Unterlagen in deutscher Sprache

Sachverwandte Unterlagen

Verwandte Verzeichnungseinheiten
Veröffentlichungen

Im Schweizerischen Sozialarchiv sind zahlreiche Monographien zu Ausstellung in der Shedhalle vorhanden.


Verzeichnungskontrolle

Informationen der Bearbeiter*in
Die Bearbeitung der Unterlagen erfolgte Anfang 2022 durch J. Grosse, M. Hiltbrunner und U. Kälin. Die Nachlieferung von 2024 (Ar 711.25.1ff) wurde von L. Haag und A. Thompson im September/Oktober 2024 bearbeitet.